Oliver Grudke
Die Torsteine 2
Die Suche
Eine Geschichte aus einer nahen und doch fernen Welt,
die wir alle vielleicht eines Tages erkunden und kennen
lernen werden.
Geschrieben und vielleicht erlebt von
Oliver Grudke.
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Oliver Grudke
Die Torsteine 2
Die Suche
Berlin: Pro BUSINESS 2015
ISBN 978-3-86460-333-4
1. Auflage 2015
© 2015 by Pro BUSINESS GmbH
Schwedenstraße 14, 13357 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Produktion und Herstellung: Pro BUSINESS GmbH
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier
Printed in Germany
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Prolog
Das Böse! Ist es eine Person? Ist es eine Krankheit?
Oder ist es in uns wie das Blut, das unseren Organismus
am Leben erhält.
Sind Sie böse?
Nein?
Keine bösen Gedanken gegen den Nachbarn, den Autofahrer,
der Ihren Parkplatz wegschnappt oder Sie rüpelhaft
überholt?
Nie gehabt?
Sind Sie- wenn auch nur gelegentlich- egoistisch, neidisch,
nur auf Ihren Vorteil bedacht, sei es auch nur in
diesem Moment?
Was denken Sie, wenn Sie im Fernsehen Berichte über
Katastrophen sehen?
Gut, dass es weit weg ist!
Gut, dass es mich nicht trifft!
6
Die sind ja selber schuld!
Gibt es nicht Menschen, welche Sie am liebsten vom
Erdboden verschwinden lassen wollen?
Ja! Auch Sie haben wie wir alle das Böse gespürt. Es ist
in uns, von Geburt an hat es Besitz von uns ergriffen. Es
herrscht ein stetiger Kampf zwischen Gut und Böse in
uns. Böse zu sein ist oft leichter als gut. Zu lügen ist
leichter als die Wahrheit zu sagen, der krumme Weg oft
bequemer als der gerade Weg.
Zu leicht ist es, das Gute zu verlassen und dem Bösen
zu folgen. Meist gibt es dann kein Zurück. Man ist im
Abwärtsstrudel bis zum Aufschlag.
Tod!
Vergessen!
Ehrlos!
Violett!
Er war außer Atem. Was nicht unbedingt daran lag, dass
er eine schlechte Kondition hatte, sondern eher daran,
dass er nun schon zwei Tage lang rannte. Auch durch
das kleine Portal musste er sich zwängen. Es kam ihm
schon fast so vor, als wäre es geschwunden. Noch
kleiner: und die Seinen besäßen kein Portal mehr.
Dies würde ihre Aufgabe sehr erschweren oder fast
unmöglich machen. Das kleine Papierkügelchen wurde
auch von Stunde zu Stunde schwerer. Der Weg hinter
dem Portal war steinig, die Luft stickig und voller
Schwefel. Er fragte sich, wer es wohl geschafft hatte,
bei dieser Umgebung die steinernen Stufen in den Fels
zu hauen.
Doch für ihn waren es ja keine Stufen. Wie ein Hindernisläufer
musste er bergauf sein ganzes Körpergewicht
mit Schwung von Stufe zu Stufe wuchten, und bergab
musste er sich sogar auf allen vieren langsam herunterlassen.
Doch seine Mission war wichtig. Wichtig für ihn, der
sicherlich fürstlich entlohnt werden würde und wichtig
für die Hexe. So nannten sie jedenfalls alle. Er war ja
noch nie bei ihr, doch die welche vor ihm da waren,
kamen – wenn überhaupt – verstört zurück und starben
binnen Jahresfrist.
Lächerlich!
Er war anders! Jung und motiviert. Zäh! Und er würde
die Bedingungen diktieren. Sie wollten die Information
und er seinen Lohn. Fürstlich.
8
Immer wieder schlugen Lavablasen aus der Schlucht
empor, in der ein Strom aus geschmolzenem Stein
floss. Einmal hatte ihn fast ein Funke erwischt. Aber nur
fast.
Er war auch schon zu trocken. Die Hitze und die trockene
Luft hatten sein Holz fast ausgedorrt. Deshalb knarrte
nun jede Bewegung zunehmend.
Doch es gab kein Wasser. Wasser war für die Wurzelgnome
wichtig. Ohne begannen sie zu verdorren. Das
wusste er. Doch es half nichts: hier gab es kein Wasser.
Er hatte mal von einem Wurzelgnom gehört der war so
ausgetrocknet, dass er bewegungsunfähig mehrere
Tage seinem Tod entgegen sehen musste.
Ob das bloß eine Geschichte war, welche sie jenen, die
das Portal durchqueren, als Angstmacher mit auf den
Weg geben?
Bestimmt.
Doch so langsam wurde ihm mulmig. Was wäre, wenn
er den Weg nicht finden würde. Eines war sicher! Er
brauchte Wasser- und das ziemlich schnell.
Andererseits konnte er ja nicht vom Weg abkommen, da
es ja nur diesen einen gab.
Die Steintreppe entlang des Lavaflusses bergauf und
bergab.
Plötzlich – nach der letzten Biegung – sah er einen
enormen Bogen aus weißem Stein, welcher die Lavaschlucht
überspannte und am Ende des Bogens auf
einem dünnen Bergsporn ein dunkles riesiges Schloss.
9
Die Dächer der Türme und die Fenster leuchteten violett.
Der Wurzelgnom lachte! „Endlich am Ziel! Ha, so
schwer war das nicht!“ Vor seinen Augen sah er bereits
Schätze und Reichtum, Macht und Ansehen, ja vielleicht
würde er ja zum neuen Clanchef ernannt werden. Ja so
würde es kommen.
◊ ◊ ◊
Seine Ankunft würde nicht überraschend und nicht
geheim sein. Sie wusste es. Sie hatte es gespürt, gerochen
und gesehen.
Sie sah alles und jedes. Sie war grausam und unbarmherzig!
Sie liebte den Schmerz, das Schreien, das Blut
und den Tod. Nur zu ihr konnte er nicht mehr kommen.
Sie würde der Tod nicht mehr besuchen. Denn er war
hier! Schon vor hunderten von Jahren und hatte vor Ihr
weichen müssen.
Sie wartete!
Auf den Gnom und sein Leben!
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